Berichte von der 2. Weltfrauenkonferenz Nepal 2016
von den Korrespondentinnen an rf-news 160308 Kathmandu Fronttransparent

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12.03.16: Gestern, am 11. März, fanden die letzten Straßensammlungen und Werbeeinsätze vor der Weltfrauenkonferenz statt, die morgen beginnt. Die Einsätze erstreckten sich über die letzten zwei Wochen. Die Brigadistinnen und Brigadisten sind motiviert bis in die Haarspitzen; viele machen so etwas zum ersten Mal. In den Straßen Kathmandus, auf Plätzen, in Geschäften sprechen sie die Menschen an und laden sie zur Weltfrauenkonferenz ein. Ihr Auftreten ist nicht zu übersehen und und nicht zu überhören. Die Lieder und Ansprachen, die Transparente und Flugblätter erregen Aufmerksamkeit.

Der Zuspruch ist beeindruckend. Kleine und große Spenden werden in die Sammelkartons gesteckt oder in die Sammeltücher geworfen – insgesamt ca. 50.000 Rupien. Das sind umgerechnet etwa 430 Euro und entspricht zwei Drittel eines durchschnittlichen Jahresgehalts. Einfach überwältigend! Unzählige Gespräche, Hunderte aufgeklebte Werbeplakate, die große Demonstration am Internationalen Frauentag machen die Weltfrauenkonferenz in Kathmandu bekannt. Nicht wenige Frauen – auch Männer – werden für die Teilnahme gewonnen, geben ihre Adresse und wollen in Kontakt bleiben, möchten Werbeplakate mit nach Hause nehmen, in der Nachbarschaft oder in ihrem Laden anbringen oder sofort beim Plakatieren helfen.

Und noch etwas begeistert bei den gemeinsamen Einsätzen der Brigadistinnen und Brigadisten aus Nepal, Deutschland und den Niederlanden: Die Frauen lernen sich näher kennen und lernen voneinander. Ihre Beharrlichkeit beim Sammeln ist beeindruckend, ihre Begeisterung mitreißend. Mit ihren Liedern machen sie richtig Stimmung. Das Vertrauen untereinander wächst ihn ihrem Kampf für die Vernetzung und Stärkung der internationalen Frauenbewegung; es entstehen Freundschaften. Dieses Gefühlt des gelebten Internationalismus ist unauslöschlich.

13.03.16 – Das Transparent „Let’s make grand success the 2. World Women Conference“ führte die Demonstration von mehr als 2.000 Weltfrauen am heutigen Sonntag in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu an. Internationale Frauen und Koordinatorinnen trugen das Transparent mit der programmatischen Losung auf Nepali und Englisch. Der machtvolle Frauenmarsch eröffnete die zweite Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen, die bis zum 18. März dauert. In einem Brief schreiben zwei Berichterstatterinnen:

„Es ist genau richtig, die Weltfrauenkonferenz mit dieser machtvollen Demonstration zu eröffnen, denn weltweit stehen Frauen auf, für ihre Interessen zu kämpfen. … Am Sammelpunkt begrüßten uns hunderte Frauen aus Nepal in ihren tollen farbenfrohen Kleidern. Am Tag vorher wurde … erkämpft, dass die syrischen Frauen – obwohl sie kein Visum beantragen konnten – mit Hilfe des Außenministers von Nepal einreisen konnten.“

Mit einer haarsträubenden Begründung hatten nepalesische Behörden zudem die aus Afghanistan stammende deutsche Jugenddelegierte Shamla Sarabi aus Essen auf dem Flughafen Kathmandu aufgehalten und mit dem nächsten Flieger zurück nach Dubai abgeschoben. Ihr Pass sei nicht maschinenlesbar! Wohlweislich: Shamla reist mit gültigem Pass und gültigem Visum.

Sofort begann eine politische Offensive in Nepal und in Deutschland. Protestschreiben der Asienkoordinatorin der Weltfrauenkonferenz, die auch Parlamentsabgeordnete ist, sowie des nepalesischen Außenministers wurden auf den Weg nach Dubai gebracht. Die afrikanischen Frauen verabschiedeten eine Protestresolution und es wurde nicht lange gefackelt: eine laute Demonstration kämpferischer Frauen zog durch die Stadt:

„Unangemeldet, mitten auf der Straße und gut geschützt durch unsere Ordner-Ketten, wie wir sie am 8. März kennengelernt hatten. Von den Afrika-Frauen konnten wir Kreativität und Musikalität bei den Parolen lernen: Aus ‚We want Shamla in Nepal!‘ wurde ein Song mit Tanz! Angeführt wurde die Demonstration von der Asienkoordinatorin Durga Paudel und der Europakoordinatorin Monika Gärtner-Engel.

Nach kurzer Zeit kam Polizei und sprach Durga an: Das ginge doch nicht, wir könnten doch nicht einfach so eine Demonstration machen. Ihre Antwort: ‚Wir lassen nicht zu, dass die Delegierten unserer Weltfrauenkonferenz nicht ins Land gelassen werden!‘ Daraufhin bekamen wir Polizeischutz, der vor der Demonstration lief und dann unsere Kundgebung schützte.“ (Bericht vom 12. März 2016 auf der Webseite der Weltfrauenkonferenz und 4-minütiger Film auf Youtube).

Heute nun konnte Europakoordinatorin Halinka Augustin bekanntgeben: „Aufgrund der Demonstration und der Proteste gestern wird auch Shamla nach Nepal kommen! Gestern riefen wir: We want Shamla in Nepal now! Und heute wird sie da sein!“

Es folgte ein lebendiger Demonstrationszug, der von den nepalischen Frauen eingerahmt wurde … . Afrikanische Frauen riefen singend ihre Parolen und tanzten dazu. … Kämpferische Lieder aus unterschiedlichsten Ländern wurden gesungen. Am offenen Mikrofon stellten sich die Frauen vor. Es gab ein buntes Fahnenmeer von International Womens Alliance, IG Metall, REBELL, YPG, Courage, ICOR/MLPD, ver.di, Gabriela/Phillipinen und so weiter.

Ideenreich gestaltete Transparente wie von Frauen aus Kurdistan mit dem wunderbaren Gruß: ‚From the mountains oft Kurdistan to the highest mountains of the world! Womans radical struggle for a free life‘ (Von den Bergen Kurdistans zu den höchsten Bergen der Welt! Der radikale Frauenkampf für ein freies Leben). … Die Notwendigkeit, organisiert zu kämpfen, wurde deutlich. Und der Kampf um die Befreiung der Frau, für die internationale Revolution und eine befreite Gesellschaft.

Auf der Demo sah man den Stolz der Frauen, sie wurde von tausenden Zuschauern auf der Straße, in den Geschäften und aus den Wohnungen schwer beachtet und wohlwollend begrüßt. Wir selbst waren natürlich auch überwältigt von unseren Eindrücken im Marsch durch die Straßen Kathmandus.“

Der Kampf um die Einreise, kämpferische Auftaktdemonstration und Verschwesterung, Ideenreichtum und Kampfgeist, Zusammenhalt, Verantwortungsgefühl und Solidarität bei den Werbe- und Spendeneinsätzen: die Tage unmittelbar vor und bei Beginn der 2. Weltfrauenkonferenz zeigen wie unter einem Brennglas, wie die Herausforderungen angepackt und gemeistert werden.

Stefan Engel, Vorsitzender der MLPD und Hauptkoordinator der ICOR, grüßt die 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen mit den Worten: „Es ist mir eine große Ehre und Freude, Euch die revolutionären Grüße der revolutionären Weltorganisation ICOR zu überbringen. Die ICOR hat seit ihrer Gründung die Befreiung der Frau zu ihrem programmatischen Ziel gemacht. Deshalb unterstützt sie mit ihren inzwischen 49 Parteien und Organisationen auf vier Kontinenten den Prozess der Weltfrauenkonferenz als eine wirkliche kämpferische Initiative der Basisfrauen. Die heutige Konferenz in Kathmandu ist ein  Sieg der internationalen kämpferischen Frauenbewegung allen Widerständen zum Trotz. … Die weltweit verbundene kämpferische Frauenbewegung entwickelt sich zu einem wichtigen Bindeglied zwischen der internationalen Arbeiterbewegung und der breiten Volksbewegung aller Unterdrückten. Der Kampf um die Befreiung der Frau wird siegreich sein, wenn er mit dem Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung und gegen den Imperialismus gemeinsam geführt wird.“

14.03.16 – Vom begeisternden ersten Tag der 2. Weltfrauenkonferenz gibt es ein erstes offizielles Video. Die Weltfrauen haben eifrig mitgeflimt und somit ein erstes mitreissendes Filmdokument der Konferenz geschaffen. Es sind Bilder von Kathmandu, Interviews mit Konferenzteilnehmerinnen und  Berichte über die Solidarität mit Shamla Sarabi und vom ersten Konferenztag zu sehen

15.03.16 – Die zweite Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen hat nach einer schwungvollen und kämpferischen Demonstration in Kathmandu zur Academy Hall erfolgreich begonnen. Der Saal war zur Eröffnungszeremonie brechend voll. Die Frauen aus dem UWA (United Womens Association) Nepal begrüßten die 1.200 Frauen aus aller Welt herzlich und würdevoll. Sie bedankten sich für die Hilfe beim Aufbau der Schule nach dem Erdbeben und erklärten, dass die Befreiung der Frau auf der ganzen Welt gegen den Imperialismus erkämpft werden muss. Nach der Begrüßung der Koordinatorinnen und der Vertreterinnen der neun nepalesischen Frauenorganisationen begann die Eröffnungszeremonie, mit Musik untermalt.

In ihrem Willkommensgruß gedachte die Präsidentin der „All Women’s Association“, Shiela Singh, der Erdbebenopfer. Shiela stellte heraus, dass es darum geht, eine bessere Welt zu erkämpfen und die Trauer in Wut zu verwandeln. Die Parlamentspräsidentin Frau Onsari Gharti ehrte die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen mit einer Ansprache. Sie ging auf die neue Verfassung ein, in der die Gleichberechtigung von Mann und Frau festgeschrieben ist.

Dann sprachen alle Koordinatoren. Monika Gärtner-Engel gratulierte in ihrer kurzen Ansprache zum großen Erfolg der Weltfrauenkonferenz, zu dem viele Menschen beigetragen haben und die ein historischer Erfolg ist. Sie verkündet unter großem Beifall, dass Shamla, eine junge afghanische Frau und Jugenddelegierte Deutschlands für die Weltfrauenkonferenz,  die in Kathmandu auf dem Flughafen abgewiesen und zurück nach Dubai geschickt wurde,  heute in Kathmandu eintreffen wird. Der Protest der Teilnehmerinnen war entscheidend, dass die Einreise nun doch möglich wurde.

16.03.16 – Der dritte Tag sah die Weltfrauenkonferenz in Kathmandu bei schönstem Wetter. Schon auf dem Weg zur Academy öffnete sich das Herz: Sonne, viele freundliche Gesichter, ein bunter Markt mit vielen Händlerinnen und Händlern. Häufig wird mit „Namaste“ gegrüßt. Die Workshops begannen pünktlich, weil alle sich orientieren konnten.

Heute berichten wir über den Workshop „Frauen kämpfen um Mutter Erde, Frauen und Umweltbewegung “: Awa Meité aus Mali hielt ein flammendes Plädoyer für die Herstellung der Einheit von Mensch und Natur.

Azra Sayed aus Pakistan entlarvte die Methoden der US-Monopole: Unter dem Deckmantel einer „grünen Revolution“ zerstören diese die Landwirtschaft in Pakistan.

Durga Paudel aus Nepal berichtet von ihren Kämpfen: Der erste Kampf, den sie gewonnen haben, ging gegen die Rodung der Bäume für Profit. Der zweite Kampf geht gegen den Kalksteinabbau. Dadurch gehen Wasserressourcen zurück und die Luft wird verschmutzt.

Als letztes sprach Miriam Gärtner von der Umweltgewerkschaft, unter anderem über die Einlagerung von Giftmüll unter Tage in Deutschland und den Kampf, der dagegen geführt wird. Nach den spannenden Beiträgen begann eine lebendige Diskussion. Diese wird in einer Resolution für die Generalversammlung verarbeitet.

Parallel zu den Workshops fand der Massenchor statt und verschiedene Tänze wurden auf dem Vorplatz der Academy vorgeführt. Liebevoll wird von den Nepalesinnen Essen an Ständen zubereitet, wo wir aus einer großen Vielfalt wählen können. Die Atmosphäre führt zu einem guten Arbeitsklima, was begeistert.

17.03.16 – „Vamos mujeres, olé olé olé“. So wurde die Generalversammlung der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen am 16. März mit internationalem Chor eröffnet. Trotz technischer Probleme konnte Durga Paudel, die nepalesische Koordinatorin, die Weltdelegationen aus vier Kontinenten warmherzig willkommen heißen: „Frauen erklimmen die höchsten Berge, dieses Versprechen werden wir einlösen.“

An diesem ersten Tag wurden alle Berichte aus den Kontinenten vorgetragen. Meral aus dem Mittleren Osten schilderte den Krieg in der Region Syrien/Irak, der als Stellvertreterkrieg begann und die Gefahr eines dritten Weltkrieges herauf beschwört. Umso mehr weist der Befreiungskampf des kurdischen Volks in Rojava einen Weg im Kampf um Freiheit und Demokratie in Konfrontation zu den Imperialisten und Neo-Imperialisten. Meral schilderte eindrücklich die Entwicklung der Frauenbewegung in den verschiedenen Ländern ihrer Region. Die Bestrebungen der Frauenbewegung des ganzen Mittleren Ostens und Asiens, den Kampf gemeinsam zu führen, wird dabei eine neue Seite aufschlagen.

Der Bericht der europäischen Koordinatorinnen, vorgetragen von Halinka Augustin, wurde mit großer Anerkennung und Begeisterung aufgenommen. Es wurde deutlich, dass die Frauenbewegung in Verbindung mit der Arbeiterbewegung, der Volks- und Jugendbewegung eine Entschlossenheit an den Tag legt und immer stärker die gesellschaftliche Auseinandersetzung prägt.

Die Afrikanerinnen sind mit einer beeindruckenden Anzahl von zwölf Länderdelegationen angereist. Erschütternd war in ihrem Bericht das Elend und die teilweise Zerrüttung ihrer Länder. Umso mitreißender war ihre Lebensfreude, ihre Entschlossenheit und ihr Ruf: „Afrika, Afrika vereinige dich gegen die Ausbeuter.“ Die Frauen versprechen, den Kampf gemeinsam mit den Weltfrauen zum Erfolg zu bringen.

In der Mittagspause – plötzlich große Aufregung vor dem Eingangsportal. Eine Mutter, Aktivistin in der Frauenbewegung Nepals, steigt aus dem Wagen. Zusammen mit ihrem Mann stellen sie ihre neugeborenen Drillinge, acht Wochen alt, der Weltfrauenkonferenz vor, sinnbildlich für die Zukunft.

18.03.16 – Die Weltfrauenkonferenz in Kathmandu, Nepal, die heute in die letzte Runde geht, hat gestern eine wichtige Resolution beschlossen. Die jungen Frauen haben die Bühne der Generalversammlung selbstbewusst und mit einer mitreißenden Entschlossenheit betreten.

Aus den verschiedensten Ländern brachten sie ihre Positionen und Visionen vor. Cansu aus der Türkei: „Obwohl wir von Bomben und terroristischen Attacken bedroht sind, lassen wir uns nicht aufhalten, die Straßen und Plätze zu betreten.“ In mehreren Berichten kam der Kampf gegen den Sexismus zur Sprache. Franziska und Anna aus Deutschland berichten, welchen weitgehenden Diskriminierungen die Frauen ausgesetzt sind.

Unmissverständlich brachten die jungen Frauen in ihrer Resolution zum Ausdruck, „dass es nicht ausreicht, für bessere Bildung, für neue Gesetze zu kämpfen, weil all unsere Probleme im Kapitalismus begründet sind.“

Sie wollen die nationalen Kämpfe durch gegenseitige Information und Solidarität unterstützen: „Wir junge Frauen beabsichtigen einen internationalen Appell zum 8. März gemeinsam zu veröffentlichen, um in allen Ländern junge Frauen zu mobilisieren. Wir beschließen auch, uns gegenseitig alle drei Monate über neue Kämpfe und Entwicklungen zu informieren.“

19.03.2016: Meral Cicek, Koordinatorin des Mittleren Ostens eröffnete das Abschlussplenum mit den Worten: „Erst, wenn die Berge Kurdistans, die Täler Lateinamerikas, die Wüsten der Städte Europa, die Dörfer Afrikas die Stimmen der Weltfrauen erhören, dann haben wir Frauen die höchsten Berge erklommen. Weltfrauen, fällt starke Entscheidungen!“ Mit einer Schweigeminute für alle gefallenen Frauen im Kampf um ihre Befreiung und mit Applaus für alle kämpfenden Frauen wurde das Plenum fortgesetzt.

Anschließend wurde aus jedem der 10 Workshops kurze, sehr beeindruckende Berichte vorgelegt. Die Frauen aus 48 Ländern haben sich mit vielen Fragen und Erfahrungen ihres Lebens, ihrer Kämpfe und ihrer Perspektiven auseinandergesetzt, sich beraten und überlegt, wie sie sich gegenseitig unterstützen können. Nicht immer waren sich die Frauen in allen Fragen einig, aber sie betonten, dass ein starkes Netzwerk wie die Bewegung der Weltfrauen nötig ist, um immer mehr Frauen für den gemeinsamen Kampf für die Befreiung der Frau zu mobilisieren. Es war in allen Workshops sehr beeindruckend, dass die Prinzipien der Weltfrauenkonferenz, die Überparteilichkeit, die breite Demokratie und auch die finanzielle Unabhängigkeit sich immer mehr durchsetzen. In einigen Workshops stand die Umweltfrage mit im Fokus und es wurde deutlich, dass Umweltbewegung und Frauenbewegung Hand in Hand arbeiten müssen, um Mutter Erde vor der Profitgier der Herrschenden zu retten. Für viele Frauen war dafür der Kampf der Frauen in Indonesien gegen den verheerenden Smog, der durch die Abholzung der Urwälder z.B. für Biodiesel entsteht, ein ermutigendes Beispiel. Es gab auch noch 3 „kleinere“ Workshops zum Thema „Matriarchat“, von Solwodi, der Organisation, die sich um Frauen kümmern, die aus Not in Prostitution geraten sind. Oder von Solidarität International Berlin, die konkret „Kochen ohne Strom aber mit Sonne“ vorführten.

Anschließend lagen dem Abschlussplenum über 20 Resolutionen vor, denen meistens mit großer Mehrheit zugestimmt wurde. In mehreren wurde die Freilassung politischer Kämpferinnen gefordert : „Befreien wir unsere Schwestern, befreien wir uns selbst!“ So rufen die Schwestern aus den Philippinen zur Kampagne „Free Sharon Cabusao!“ auf. Die Frauen aus Kurdistan erhielten die Solidarität im Kampf um die Freiheit mit allen politischen Gefangenen im Iran und in der Türkei. Sie fordern besonders Freiheit für Zeynep Calalian! Ein Teil der Koordinatorinnen und Delegierten war während des Plenums bei der Präsidentin Nepals eingeladen. Sie hörte den Besucherinnen interessiert zu, meinte auch, in Nepal sei noch viel zu tun für die Frauen, aber dass die Basisfrauen jetzt zusammen sind, sei sehr wichtig. Mit dem Herzen hätte sie die Abschlussresolution der 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen schon unterschrieben. Die Erklärung von Kathmandu wurde von der Generalversammlung einstimmig verabschiedet.

Sehr beeindruckend war die Übergabe eines Schecks und von Geschenken – u.a. einem Kopierer – an den Schulleiter der Schule von Magapowa, die mit dem gesammelten Geld von Frauen aus Deutschland aufgebaut wurde. Couragefrauen aus Hannover und Berlin und Frauen aus den Niederlanden wollen eine dauerhafte Partnerschaft aufbauen. Halinka Augustin, Europakoordinatorin, bedankte sich bei allen freiwilligen Helferinnen und Helfern vor allem aus Nepal und aus Deutschland. Die Bühne war ein Meer von Frauen, als sie alle ihre Zertifikate erhielten.

Monika Gärtner-Engel gab bekannt, dass sie auf der nächsten Europakonferenz nicht mehr als Koordinatorin kandidieren werde. „Das ist kein Abschied. So schnell werdet ihr mich noch nicht los!“, war ihre erste Antwort und sie versprach, dass fähige Frauen ihre Aufgabe übernehmen werden. Großer Beifall brauste auf, als sie berichtete, dass zum ersten Mal mit ihrer Person eine Frau in die Aufgabe des Hauptkoordinators der ICOR gewählt wurde. Die Weltfrauen dankten ihr für ihre Verdienste, manche mit Tränen in den Augen.

Die Weltfrauenkonferenz wurde von Durga Paudel beendet. Sie bedankte sich bei allen und brachte ihren Stolz und Freude zum Ausdruck, dass die Weltfrauenkonferenz in Nepal stattgefunden hat. Mit einem Saal voller tanzender Frauen und dem Lied „Todo cambia“ endete die 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2016 in Kathmandu/Nepal.

19.03.16 – (aktualisiert am 21.03.16) Ca. 500 bis 600 Besucher verfolgten einen spannenden Liederwettbewerb um die neue Hymne der Weltfrauenkonferenz. Angetreten waren sechs Sängerinnen/Gruppen aus drei verschiedenen Ländern: Nepal, Deutschland und Bangladesh. Moderiert wurde der Abend von Bulelwa aus Südafrika und der Rebellin Bianca aus Göttingen, junge engagierte Nepalesinnen übersetzten in Nepali. In der Jury saßen Miriam, eine junge Frau aus Marokko; Rhea, eine junge Frau aus Deutschland und Rupa aus Nepal.

Alle drei wurden als Musikkennerinnen vorgestellt. Zu den Anforderungen an die Hymne und Teilnahme am Songcontest stellte der Jugendverband Rebell heraus: Es müssen die Werte der Weltfrauenkonferenz zum Ausdruck kommen, es soll rhythmisch sein und eine eingängige Melodie haben. Außerdem soll es das Bewusstsein und die Gefühle der Frauen ansprechen.

Die meisten Lieder waren selbst komponiert mit neuen Melodien; ein Lied aus Bangladesh war ein traditionelles Volkslied; das Lied „Women of the World – unite“ der Songgruppe WOW Colone/Deutschland nahm per Video Übertragung teil. Das Publikum ging begeistert mit, tanzte und klatschte. Die Jury bewertete fachkundig die Performance, Ausdruck und Stimme sowie die Besonderheiten in den Texten.

Es wurde schnell deutlich, dass die Entscheidung schwer fallen wird. Abgestimmt wurde mit Aufklebern an Plakaten, die von Jungs durch die Reihen getragen wurden. Dann war es soweit, das Lied „Women of the World we arise“ aus Deutschland gewann mit 167 Stimmen deutlich vor dem zweiten Platz der Nepalesin Nilima Pun. In einer weiteren Korrespondenz wird berichtet: „Kejsi, 11 Jahre aus Gelsenkirchen, die Gewinnerin des Vorentscheids auf dem Pfingstjugendtreffen 2015, trat auch per Video an. Ihr Song ‚Women of the world arise‘ und ihre kraftvolle Stimme sorgte erneut für Erstaunen und Begeisterung. Dass die Jugend die Zukunft der Frauenbewegung ist, wurde so auch in ihrem Beitrag lebendig.“

Es war toll, wie alle Teilnehmer die junge Siegerin hoch leben ließen. Von Konkurrenzdenken keine Spur! Die Siegerehrung für alle anderen ging dann im allgemeinen Trubel etwas unter – aber alles in allem ein wunderbarer Abend, der im Zeichen der jungen Frauen für eine von Ausbeutung und Unterdrückung befreite Frau stand.

 

Bericht von der 2. Weltfrauenkonferenz Nepal 2016 – rf-news