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Die-Initiatorinnen-der-WFK-2011

Eröffnungsrede zur Geschichte der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen

Monika Gärtner-Engel, 4.3.2010
Ich freue mich sehr, im Namen des weltweiten Initiatorinnenkomitees die
Geschichte der 1. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2011 in Venezuela
vorstellen zu dürfen. Es ist die Geschichte, wie Frauen auf der ganzen Welt über
Grenzen gingen.
1910 hat Clara Zetkin der Internationalen sozialistischen Frauenkonferenz den
Internationalen Frauentag vorgeschlagen. Bereits ein Jahr später – also jetzt genau
vor 100 Jahren – gingen bereits 1 Million Frauen und Männer für Frauenrechte, das
Wahlrecht und den Sozialismus auf die Straße. Sie lehrten uns, wie man Grenzen
überschreitet. Wenn Clara Zetkin noch lebte, dann wäre sie garantiert hier und heute
im Nuevo Circo!
Auf dem 6. Frauenpolitischen Ratschlag 2006 in Deutschland mit Gästen aus über
20 Ländern wurde der Gedanke der Weltfrauenkonferenz geboren – nicht der UNO,
nicht der Regierungen, nicht der Mächtigen – sondern der Basisfrauen, den
eigentlichen Akteurinnen des Lebens. Venezuela, das schien uns das richtige Land
dafür. Es steht international für den Anspruch, Selbstständigkeit von Imperialismus
zu verwirklichen, die Massen die Geschichte schreiben zu lassen, die revolutionäre
Rolle der Frauen hervorzuheben und den Sozialismus Wirklichkeit werden zu
lassen. Das begeisterte uns ebenso wie das couragierte Auftreten des Präsidenten
Chavéz, wenn er in der UNO nach Präsident Bush sprach – vom Schwefelgestank
und vom Teufel; wenn er von der Konferenz der mächtigsten Regierungen der Welt
aufstand und mit Diego Maradonna an der Spitze einer Massendemonstration gegen
imperialistische Ausbeutung marschierte. Hierhin gehört diese historische erste
Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen! Herzliche Grüße und Glückwünsche an das
Volk von Venezuela, an Präsident Chavéz – und ganz besonders an die
wunderbaren, kämpferischen, mutigen und schönen Frauen und Mädchen in diesem
Land!
Die Geschichte dieser Weltfrauenkonferenz ist die Geschichte, wie die Frauen
der Welt gegen den Imperialismus aufstehen. Der Imperialismus wütet auf der
ganzen Welt. Er bricht Kriege von Zaun, beutet die Arbeiterinnen und Arbeiter brutal
aus, stürzt über 1 Milliarde Menschen in Armut, zerstört mit der natürlichen Umwelt
die Zukunft der Menschheit, raubt den neokolonial abhängigen Ländern ihre
Rohstoffe und Schätze, zersetzt und unterdrückt jede revolutionäre Regung notfalls
mit brutaler Gewalt. Doch die Masse der Frauen der Welt ist nicht nur doppelt und
dreifach ausgebeutet und unterdrückt – sie stehen auch im Zentrum der
Veränderung der Welt!
Die Geschichte der Weltfrauenkonferenz ist die Geschichte, wie wir Frauen der
Welt zusammenfinden und eine feste und klare Grundlage für das gemeinsame
Voranschreiten entwickeln und verwirklichen. 2008 lud Ana Soto, die aufstrebende
Frauenorganisation aus Venezuela, Frauen aus Ecuador, aus Argentinien und aus
Deutschland hierhin ein. Wir sprachen mit vielen Frauenorganisationen, trafen auf
riesigen Zuspruch und verabschiedeten Aufruf und Grundsätze für den weltweiten
Vorbereitungsprozess. Diese Dokumente erwiesen sich als die sichere Grundlage,
das feste Band und die klare Orientierung für einen gemeinsamen
Vorbereitungsprozess. Wenn wir sie mit Leben erfüllten, kamen wir voran – wenn wir
sie aus den Augen verloren, dann fielen wir zurück. So prägte sich das besondere,
einmalige Profil dieser Weltfrauenkonferenz als Konferenz der Basisfrauen,
antiimperialistisch, demokratisch, selbst ständig organisiert, selbst finanziert, zu allen
Bündnissen bereit – aber niemals den eigenen Weg und die eigenen Ziele der
Befreiung der Frau in einer von Ausbeutung und Unterdrückung befreiten
Gesellschaft aufgebend!
Die Geschichte der Weltfrauenkonferenz ist die Geschichte, wie sie tiefe
Wurzeln in starken Frauenbewegungen in aller Welt schlug. Aus Argentinien
lernten wir von den jährlichen Frauentreffen mit 40.000 Frauen; aus Ecuador von
Confemec der bedeutenden Föderation der Arbeiterinnen, der indigenen Frauen, der
Frauen auf dem Land und der vielen starken jungen Frauen. Der Initiatorinnenkreis
wuchs an auf Frauen aus vier Kontinenten: wie aus der Frauenorganisation Gabriela
auf den Philippinen – die unter ihrem Dach 200 Organisationen und 100.000
Mitgliedsfrauen vereinigt; aus Bangladesch aus dem Aufstand der 100.000
Textilarbeiterinnen; aus Afrika, die ihre ganze Energie einbringen und
demonstrierten wie zuletzt auf dem Weltsozialforum im Senegal; uns stärkten die
jungen Frauen aus dem Nahen und Mittleren Osten, deren Bewegungen der
Zehntausenden in Türkei und Kurdistan eng verbunden ist mit den Volksaufständen,
die wir heute in Nordafrika erleben.
Die Geschichte der Weltfrauenkonferenz ist die Geschichte, wie Nachhaltigkeit
entsteht! Wir wollen kein unverbindliches Event, das zwar begeistert, aber dann
verpufft. Indem wir Frauen aus über 50 Ländern der Welt überzeugten und
begeisterten für diese Weltfrauenkonferenz, wir Spenden sammelten, uns besser
und effektiver organisierten, Frauen und Mädchen ausbildeten – in alldem schufen
wir den festen Grundstein für eine nachhaltige Stärkung der kämpferischen
Frauenbewegung in all unseren Ländern und auf der ganzen Welt!
Die Geschichte der WFK ist die Geschichte, wie wir Schwierigkeiten
überwanden: Wir wurden bekämpft, belächelt, diffamiert und unterdrückt. Doch all
das hat uns nur stärker und widerstandsfähiger gemacht! Untereinander lernten wir
zu respektieren, dass wir aus sehr unterschiedlichen Ländern, Traditionen,
Arbeitsweisen und Gewohnheiten kommen. Wir lernten und lernen noch, in den
Stärken voneinander zu lernen und gemeinsam unsere Unzulänglichkeiten zu
überwinden.
Die Geschichte der Weltfrauenkonferenz ist die Geschichte, die selbstständige
Frauenbewegung zu stärken – und verlässliche Bündnispartner zu suchen und
zu finden. Die junge Frauenorganisation Ana Soto ist rasch gewachsen und aus
ihrer Initiative entstand in Venezuela ein starkes Nationales Vorbereitungskomitee
für die Weltfrauenkonferenz mit 40 Organisationen auf nationaler Ebene –
Frauenorganisationen, Gewerkschafter, Revolutionäre, soziale Organisationen und
Bewegungen! Herzliche Grüße und Glückwünsche an sie alle!
Frauen und Mädchen, revolutionäre und frauenbewegte Männer!
Laßt uns mit dieser ersten Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen ein Stück
Geschichte schreiben. Auf geht’s in die Zukunft:
Es lebe die erste Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2011 in Venezuela!
Es lebe die kämpferische Weltfrauenbewegung!
Erkämpfen wir den Aufbruch zur Befreiung der Frau im 21. Jahrhundert!