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Monika Gärtner-EngelIMG_3608 (2)

Rede zur Eröffnung der 2. Weltfrauenkonferenz

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Schwestern, Genossinnen und Genossen!

IMG_3566 (2)Zehn Jahre ist es her, dass wir mit dem Prozess begannen, die weltweite Bewegung der “Weltfrauen” aufzubauen. Damit sind alle Frauen gemeint, die zusammenarbeiten im Prozess der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen.

Herzlichen Glückwunsch an euch alle für diesen großartigen Erfolg!

In welcher Situation entstand diese Idee?

Nach dem Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion hatte sich die Weltlage verändert. Die starken kapitalistischen und imperialistischen Supermächte – USA und Europa – beherrschten die ganze Welt. Das bekannte Gesicht des Kolonialismus verwandelte sich in den Neokolonialismus. Die sogenannte Globalisierung war in Wirklichkeit eine kapitalistische und imperialistische Neuorganisierung der internationalen kapitalistischen Produktion. Ihre neue Weltordnung unterwarf die ganze Welt ihrer Macht. Ihre Instrumente sind die manipulativen Massenmedien, sowie ihr Militär. Einige hunderte Monopolisten beherrschen jetzt die ganze Welt.

2006 waren 10 Jahre vergangen seit der UN Frauenkonferenz in Peking, der letzten von vier Frauenkonferenzen. Seitdem konzentrierte sich die UNO auf das Krisenmanagement auf der ganzen Welt. In der Auswertung der Pekinger Konferenz konnten wir feststellen: trotz aller Resolutionen, Lobbyismus, Papierberge, Regierungs-,Weltbank- und IWF-Programme zur Stärkung der Frauen  – die Lage der Basisfrauen verschlechterte sich sogar! Sie waren Opfer der Globalisierung, des Neoliberalismus, der Privatisierung von Sozialleistungen, und ihre doppelte Ausbeutung und Unterdrückung verschärfte sich. Wir sahen dann, dass ihre “Stärkung der Frauen” sie dazu befähigen sollte, ihre Rolle in der neuen Weltordnung des Imperialismus zu spielen.

Andererseits führte die Internationalisierung von Wirtschaft und Politik dazu, dass die Welt näher zusammenrückte. Die Arbeiter in den großen Monopolbetrieben lernten, nicht gegeneinander, sondern gemeinsam zu kämpfen.

Immer mehr Frauen auf der ganzen Welt erkannten, dass die Wurzeln unserer Probleme im System der Ausbeutung von Mensch und Natur und in der patriarchalischen Denkweise liegen, wie sie sich über hunderte und tausende von Jahren entwickelt haben.

Deshalb mussten wir als Basisfrauen unseren Horizont erweitern. Die Gewalt gegen Frauen nahm zu. Immer mehr Frauen wurden berufstätig, aber die Löhne sind viel niedriger als die der Männer – und diese sind schon Löhne die auf Ausbeutung beruhen! Die natürlichen Lebensgrundlagen werden immer mehr zerstört! Die sozialen Rechte und die der Reproduktion wurden abgebaut! Das Wissen der ländlichen Frauen darüber, wie Nahrungsmittel für unsere Kinder hergestellt und verteilt werden, wurde durch Monopolisten wie Monsanto, Nestle und andere missachtet!

Andererseits, das Bewusstsein über die Frauenfrage wächst. Wir sehen sehr wichtige Bewegungen, in der Frauen an vorderster Front stehen: wir lernen von den harten Kämpfen der jungen Textilarbeiterinnen in Bangladesch! Wir lernen von den zähen und gut organisierten Kämpfen der Putzfrauen und Pflegekräfte in den Niederlanden und der Erzieherinnen in Deutschland. Wir hören von den Treffen der Frauen in Argentinien an denen jedes Jahr zehntausende Frauen teilnehmen. Wir werteten die Erfahrungen des sogenannten Arabischen Frühlings aus! Und – wir sind begeistert über den harten und erfolgreichen Kampf der kurdischen Bewegung, insbesondere der Frauen, die gegen ISIS/Daesh kämpfen, ihren Sieg in Kobane und ihre Botschaft an die Frauen der Welt: die Befreiung der Frau ist eng mit dem Kampf für befreite Gesellschaften verbunden!

Das alle bildet den Hintergrund für die Schaffung der Bewegung der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen. Während eines internationalen frauenpolitischen Ratschlags in Deutschland in 2006 begannen wir, diese Idee mit unseren Freundinnen und Schwestern in unseren Ländern und über das Internet zu beraten. Wir fanden immer mehr Unterstützer. Frauen aus Venezuela bewarben sich für die erste Weltfrauenkonferenz in Caracas, Venezuela. Und so feierten wir genau 100 Jahre nach der Entstehung des Internationalen Frauentags die erste Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen.

Mit Frauen von immer mehr Ländern diskutierten und beschlossen wir die Prinzipien: Wir arbeiten auf überparteilicher Grundlage! Wir arbeiten und fassen Beschlüsse auf demokratische Weise! Wir grenzen uns nicht ab gegenüber anderen Bewegungen, wie es die feministische Bewegung manchmal tut. Als unabhängige Frauenbewegung arbeiten wir eng zusammen mit der Arbeiterbewegung, den Gewerkschaften, der Umwelt-, Jugend- und Bauernbewegungen und allen Befreiungsbewegungen. Wir wollen finanziell unabhängig sein! Wir beantragen Gelder von Regierungen – aber wir schaffen auch unsere eigene finanzielle Basis und stützen uns dabei auf die Massen. Wir lernen mit einer internationalistischen Denkweise zu arbeiten und denken. Wir praktizieren eine demokratische Streitkultur. Natürlich – auch während dieser Konferenz – wird es zu Fehlern, Missverständnissen und Problemen kommen! Dann sprechen wir offen und sachlich darüber! Wir diskutieren solidarisch! Und nicht zuletzt – diese Konferenzen sollten nur die Höhepunkte einer immer engeren Zusammenarbeit sein. Wir wollen nicht einfach wunderbare Konferenzen durchführen, ohne Veränderungen in unseren Leben und Kämpfen in unseren Ländern zu erreichen. Das wichtigste Kriterium bei diesen Konferenzen ist, ob sie wirklich die Frauenbewegung in allen Ländern stärken! Ob sie wirklich eine nachhaltige Koordinierung für Information, Zusammenarbeit, den gemeinsamen Kampf und der gegenseitigen Unterstützung schaffen.

Wir sind nun erfolgreich in der Vorbereitung dieser Konferenz. Dieser Prozess war wirklich ein Prozess der Bewältigung großer Probleme. Wir sind hier trotz des Erdbebens! Wir sind hier trotz der inoffiziellen Blockade der indischen Regierung gegen die Souveränität des nepalesischen Volkes! Die United Women’s Association (Vereinigter Frauenverband) wurde immer stärker, trotz aller Widersprüche in der Parteienlandschaft! Die Brigadisten aus Europa und Indien, zusammen mit den Freiwilligen aus Nepal, kamen zusammen und haben eine großartige Arbeit geleistet! Trotz aller Probleme – ob mit Geld, Sprache und unterschiedlicher Herangehensweisen – sind bereits Vertreterinnen aus 48 Ländern anwesend, 38 davon als gewählte Delegierte! Das alles ist  weit mehr als die Vorbereitung einer Weltfrauenkonferenz. Es geht um das Zusammenwachsen, das gegenseitige Lernen und den Beginn einer internationalen Befreiung der Frau, die organisiert und kämpferisch ist! Und um die Schaffung einer befreiten neuen Welt!

Es lebe die internationale Frauenbewegung!

Lasst uns die 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen zu einem großen Erfolg machen!

Frauen der Welt erklimmen die höchsten Berge!

 

 

 

Eröffnungsrede WFK von Monika Gärtner-Engel (deutsche Übersetzung)