Bericht der Frauen der Koordinierungsgruppe
des Kämpferischen Frauenrats
zur 2. Weltfrauenkonferenz
der Basisfrauen in Kathmandu
Wir wollen euch ein paar Auszüge aus der 6-tägigen Weltfrauen-Konferenz senden, die morgen, am Freitag, den 18. März 2016 zu Ende geht.
Vorab bedanken wir uns bei den nepalesischen Frauen und Freunden sowie bei allem Helferinnen und Helfern. Wir haben alle Großes geleistet und die Frauen der Welt haben entschieden den weiteren Aufbau der internationalen Frauenbewegung in die Hand genommen. Wir freuen uns, wenn wir wieder in Deutschland angekommen sind, mehr über diese anstrengende, aber sehr erfolgreiche 2. Weltfrauenkonferenz zu berichten.
Angélica Urrutia
Mitglied im Kämpferischen Frauenrat und stellvertretende Europa-Koordinatorin
Tagesbericht 13.03.2016 Beginn der Workshops um 9:30
Stefanie und Christiane vom Kämpferischen Frauenrat (KFR):
Am Sonntag den 13. März um 7:00 Uhr in der Frühe ging es los. Die Brigadisten und viele Helfer aus aller Welt trafen sich in der „Academy Hall“ zum Großreinemachen und Aufbauen. Nach anfänglichen Problemen mit der Stromversorgung und fehlenden Tischen gingen alle voller Tatendrang ans Werk. Es war eine Herausforderung, aber es gelang, die Halle einigermaßen sauber zu machen. Die Beschilderung wurde angebracht.
Nach und nach trafen die internationalen und nepalesischen Teilnehmer ein, sammelten sich vor dem Eingang und lernten sich kennen. Um kurz nach 11 Uhr ging es zusammen zum Startpunkt der Demonstration.
Zur Demo trafen sich die unterschiedlichsten Frauen der Länder und Organisationen aus Asien, Afrika, Mittleren Ost, Europa und Südamerika; aus Ländern wie Marokko, Tunesien, Ägypten, Namibia, Mali, Kongo, Burkina Faso, Südafrika, Uganda, Eritrea, Kenia, Indien, Nepal, Bangladesch, Indonesien, Philippinen, Frankreich, Deutschland, Kasachstan, Schweiz, Niederlande, Peru, Spanien, Kurdistan, Türkei, Iran, Syrien, Afghanistan und andere.
Aus Deutschland nahmen Vertreterinnen der unterschiedlichsten Organisationen und Parteien teil: SI, CENI Frauen, YPG, Pepeni, Terre des Femmes, Anwältinnen ohne Grenzen, Bündnis 90 DIE GRÜNEN, Frauenverband Courage, Ver.di, Frauenkomitee BASTA, kurdische Akademikerinnen, Solwodi, MLPD, ICOR, Rebell und viele mehr.
Die Demonstration wurde flankiert von nepalesischen Frauen. Sie war lautstark, ergreifend und bunt. Deutsche Frauen sangen Frauenlieder mit Gitarrenbegleitung. Es wurden viele internationale und farbenfrohe Transparente getragen. Und auch die nepalesischen Parolen wurden schnell von allen gelernt und lautstark mitgerufen. Der Demozug war sehr lang und umfasste weit über 1000 TeilnehmerInnen. Nach zwei anstrengenden aber erfolgreichen Stunden durch die Innenstadt von Kathmandu kamen wir wieder an der Academy Hall an.
Um 13 Uhr begann die Öffnungszeremonie.
Die Academy war voll besetzt. Neben den Reden von einigen Koordinatorinnen der Weltfrauenkonferenz sprach auch die Nepalesische Parlamentspräsidentin Frau Onsari Gharti und ehrte die Weltfrauenkonferenz, indem sie ein symbolisches Licht anzündete. Untermalt wurde die Zeremonie von einer nepalesischen Gesangs- und Tanzdarbietung, den deutschen Delegierten mit „Vamos Mujeres“ und den Delegierten aus Afrika, welche das Publikum mitrissen und auch zu Tränen rührten.
Es sprachen: Shiela Singh (Asienkoordniatorin), Onsasri Ghartil (nepalesische Parlamentspräsidentin), Monika Gärtner Engel (Europakoordinatorin), Vilma Silva aus Peru (sie las das Grußwort der nicht anwesenden Koordinatorinnen aus Lateinamerika vor), Halinka Augustin (Europakoordinatorin), Mariam Chhaibi (Afrikakoordinatorin), Özlem Yasak (Nah-Ost-Koordinatorin).
In allen Reden ging es um die gemeinsamen Probleme und Situationen der Frauen auf der ganzen Welt und um die Entwicklung der Situation der Frauen in Nepal, die Geschichte der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen, die Entwicklung der Frauenbewegung weltweit und ihre Gemeinsamkeiten.
Das Rahmenprogram war sehr lebendig und es wurden immer wieder Lieder gesunden auf dem Platz. Für die Verpflegung waren die verschiedenen nepalesischen Stände zuständig (das Essen war für europäische Gewohnheiten oft etwas scharf, aber reichlich und gesund). Viele verschiedene Verkaufsstände der Frauenorganisationen bereicherten den Rahmen der Konferenz. Courage hat eifrig Weltfrauenkonferenz-T-Shirts verkauft und immer wieder kamen die T-Shirts der Weltfrauenkonferenz im Laufe der Woche zum Vorschein.
Tagesbericht 14.03.2016: Beginn der Workshops um 9:30
Am Vormittag wurden die Berichte der Frauen aus den verschiedenen Kontinenten vorgetragen. Diese waren sehr beeindruckend und zeigten deutlich die dramatische Lebenssituation von Millionen Frauen, die tagtäglich unter große Diskriminierung, Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung weltweit leiden. Deshalb haben wir Frauen die Proteste, Kämpfe und Widerstände verstärkt. Die Notwendigkeit der 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen wurde deutlich, denn die Befreiung der Frau muss weltweit geschehen, daher ist die enge Vernetzung und Solidarität der Frauen weltweit wichtig. Die Berichte gaben viel Input für die Diskussionen und Analysen in den Workshops.
Am Nachmittag 14:00 begannen die 9 Workshops
Die nepalesischen Frauen haben eine gute Organisation bzgl. Übersetzung, Versorgung und Aussprache vorbereitet. Nach dem langen Aufbau der Workshops konnten wir beginnen. Das Übersetzerteam war gut beschäftigt, um die nötige Unterstützung für die Verständigung zu geben.
Jasemin vom Kämpferischen Frauenrat berichtet: “Ich war in Workshop 2 – im großen Saal, der Vortrag von Meral Cicek (Repak – irakische Frauenorganisation) war eindrucksvoll und interessant. Im Saal fand auch Workshop 5 und auf der Bühne Workshop 3 statt. Von der Akustik her war das eine Herausforderung … Dennoch haben alle Frauen in den Workshops sehr ernsthafte und disziplinierte, aber auch oft kontroverse Diskussionen geführt und Kernpunkte für ihre Resolutionen beraten.“
Angélica berichtet:“ Ich besuchte den Workshop Nr. 3. Thema: „Aggressionskriege – Frauen im Kampf um ihre Befreiung“. Auf dem Podium waren: IWA Nepal, YPG und CPY aus Kurdistan und Gabriela aus den Philippinen. Mich beeindruckte besonders die kurdische Vertreterin von YPG mit ihrem ausführlichen Bericht über die konkrete Situation der Frauen in Rojava/Kobane sowie die Pakistanische Professorin Asra Zayed, die eine sehr informative Schulung “Wie funktioniert der Kapitalismus“ vortrug. Wegen der notwendigen Übersetzung – Kurdisch- Englisch- Nepali- Deutsch war Hochkonzentration angesagt. Auf der Theaterbühne, wo auch andere Gruppen arbeiteten, war zusätzlich die Akustik nicht einfach. Allen diesen schwierigen Bedingungen haben wir getrotzt und verabschiedeten am 2. Tag unsere Resolution.“
16. und 17. März: Generalversammlung
Die Generalversammlung der Delegierten begann sehr kulturvoll mit einem Lied. Nachdem die größte Herausforderung, die Verständigung in sage und schreibe 8 verschiedenen Sprachen, durch das Übersetzer-Team und die nepalesisch-deutsche Technik funktionierten, stimmten wir ab, dass die Koordinatorinnen und dessen Stellvertreterinnen auch abstimmen dürfen.
Die Einführung machte die Bedeutung der Weltfrauenkonferenz klar: “Wir Frauen gehen hier gestärkt heraus und der Zusammenschluss wird uns alle stärken für unsere Rechte und Gerechtigkeit. Frauen werden sich von den Lasten befreien. Im Kampf um ihre Befreiung werden sie die verschiedensten Herausforderungen überwinden – wie das Erdbeben in Nepal und den Boykott Indiens gegenüber Nepal … Wir Frauen der Welt erklimmen die höchsten Bergen und wir werden das Ziel erreichen“.
Die Tagesordnungspunkte und Geschäftsordnung wurden mit der Ergänzung, dass die Koordinatorinnen und ihre Stellvertreterinnen abstimmen dürfen, angenommen. Monika Gärtner-Engel: “Eine Simultan-Übersetzung in 8 Sprachen – das ist etwas Neues in Nepal.“
Nach mehr als 8 Stunden Arbeit mit den Berichten aus den vielen Ländern war das Bedürfnis nach Diskussion groß und die vielen Wortmeldungen mussten auf den Donnerstag vertagt werden. Bunt und laut ging es hier und da von den nepalesischen Zuhörerinnen zu, wenn sie Widersprüche hatten. Das war sehr wichtig für sie, sie hörten sehr genau, wie wir abstimmten und machten sich bemerkbar, wenn sie Widersprüche hatten.
Am Donnerstagvormittag begann der Teil des Treffens der jungen Frauen. Diese Stunde ist besonders wichtig gewesen für die jungen und aktiven Frauen. Sie haben ihre Berichte und Resolutionen vorgetragen. Die Entschlossenheit für ihre Rechte zu kämpfen, gegen Sexismus, für Bildung und Gesundheit, beeindruckte alle Delegierten und Zuhörerinnen.
Gegen Mittag ging es weiter mit den Diskussionen und am Nachmittag wurde die Resolution diskutiert. Hier gab es 30 Anträge. Die Änderungen wurden diskutiert und Widersprüche, die die Überparteilichkeit der Weltfrauenkonferenz betrafen, demokratisch, klar und sachlich geklärt.
Die Kathmandu-Resolution steht! Großer Beifall und Freude!
Weiter ging es mit den Resolutionen aus den Workshops. Auch hier natürlich viele Diskussionen, die zeigen, wie groß das Bedürfnis der Frauen ist, für die Lösung der Probleme tiefgehende Diskussionen zu führen. Am Freitag werden die noch ausstehenden Resolutionen vorgestellt und im großen Abschlussplenum zur Abstimmung gestellt.
Der Song Contest war so schön und musikalisch 1 A. Wir freuen uns, dass unser Lied gewonnen hat…. Ihr könnt es auf der Homepage in der Kategorie „Songcontest“ anhören!
Viele Grüße an alle Weltfrauen zu Hause!
Namaste!
Im Namen des Kämpferischen Frauenrats
Angelica
- Weltfrauenkonferenz 2016 Nepal, Kathmandu – Tag 5 Abschlussplenum – Freitag, 18.03.2016
Liebe Frauen der Welt, die ihr aus den unterschiedlichsten Gründen nicht dabei sein konntet hier in Nepal:
WIR FRAUEN HABEN DIE HOECHSTEN BERGE DER WELT ERKLOMMEN!
Das ist die Botschaft der 2. Weltfrauenkonferenz 2016 in Nepal, Kathmandu und nicht nur ein symbolisches Motto. Die Stärken unserer Resolutionen spiegeln die Erfolge der Konferenz wider: Diese Resolutionen müssen realisiert werden.
Wir als Weltfrauen müssen unsere gemeinsamen Kämpf stärken!
Wir als Weltfrauen organisieren uns international!
Die Stimme der Frauen in Bangladesch muss auch in Ägypten gehört werden – das Echo der höchsten Berge von Kurdistan muss auch die Wüsten des mittleren Ostens erreichen.
An der Generalversammlung der 2. Weltfrauenkonferenz nahmen 40 Länder mit 74 Delegierten teil; die Teilnehmer kamen aus 48 Ländern. Vertreterinnen aus weiteren 13 Ländern konnten nicht kommen. Insgesamt waren 61 Länder aktiv beteiligt am Vorbereitungsprogramm.
Unter den Delegierten waren Textilarbeiterinnen aus Bangladesch, Automobilarbeiterinnen aus Spanien, Stahlarbeiterinnen aus Griechenland, Bergarbeiterinnen aus Kasachstan, Pflegerinnen aus den Niederlanden und Deutschland, Führerinnen von Bauernbewegungen in Marokko und Namibia, Landlose, Vertreterinnen von Farmprojekten in Ghana.
Mindestens 80 verschiedene Frauenorganisationen repräsentierten Hunderttausende von Mitgliedern in einem Spektrum von christlichen bis zu revolutionären Positionen.
Es wurden 100 Resolutionen verabschiedet, die in den Abschlussbericht mit aufgenommen werden. Die Präsidentin von Nepal, Mrs Bidhya Devi Bhandari, empfing während des Abschlussplenums eine Delegation von mehr als 50 Delegierten und Teilnehmern. Sie wünschte uns Kraft für unsere Bewegung in den verschiedenen Ländern. Sie gratulierte uns zu unserer Resolution von Kathmandu und erbat sich eine Ausgabe. Da sie wisse, dass sie von Basisfrauen komme, habe sie die Resolution bereits mit dem Herzen unterschrieben.
Die Ergebnisse der zehn Workshops zu den brennenden Fragen des Lebens und Kämpfens der Frauen zeigten durchgängig ein hohes Niveau: Resolutionen wurden vereinheitlicht, offene Fragen und Widersprüche benannt und fest gehalten: das Austragen von Differenzen brachte Einheit.
Herausragend war die Botschaft des Workshops der jungen Frauen, geleitet vom Rebell (Deutschland), Kijah (Tunesien) und nepalesischen Jugendorganisationen:
“ Der Kampf gegen den Imperialismus und Sexismus brennt auf der Haut jeder jungen Frau auf der ganzen Welt! Wir wollen die jungen Weltfrauen werden! Junge Frauen und Mädchen mobilisieren für die Befreiung!”
Das Auftreten der jungen Frauen macht Mut für die Zukunft!
Die Resolution von Kathmandu spricht die Probleme der Frauen weltweit an, ebenso die Probleme, die das nepalesische Volk betreffen durch die anhaltende inoffizielle Blockade durch Indien. Nepalesische Frauen stehen dagegen, haben sich hier versammelt und die Weltfrauenkonferenz zu einem Erfolg gemacht! Allen politischen Parteien, Institutionen und den vielen Einzelpersonen Dank dafür!
Ein besonderer Dank geht an Monika Gaertner-Engel, die ihre Verantwortung als Europakoordinatorin mit dieser Weltfrauenkonferenz abgibt. Vor zehn Jahren hatte sie die Idee zu einer Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen: “ Aus der Bewegung für die Weltfrauenkonferenz ist eine Weltfrauenbewegung geworden!”, ist Monikas Bilanz heute. Ihr Vorschlag zur Durchführung eines internationalen theoretischen Frauenseminars in 2017/18 wurde von der Generalversammlung begeistert angenommen.
Christiane Fiebing / Berlin (Deutschland)
Stimmen von Teilnehmern:
“Die Workshop Berichte waren sehr informativ und gut, die gesamte WFK war eine wirkliche Bereicherung. Über die Resolutionen kann das gesamte Plenum abstimmen – das ist ein tolles Instrument! Den Kontakt zu den Frauen der Welt herzustellen, das hat die Konferenz voll geleistet!” (Anne, 63)
“Die Konferenz hat gezeigt, dass unsere Arbeit Früchte trägt – es hat viel Spaß gemacht! Das nächste Mal wieder!” (Thorben,21, Brigadist)
“Mir hat es sehr gefallen. Das ist ein neues Denken, dass die Frauen der Welt zusammen kommen ! Das verbindet alle Frauen miteinander und hilft, dass sie einander verstehen.” (Depa, 27, Krankenschwester aus Kathmandu)
“Ich bin völlig überwältigt, dass ich gekommen bin: das ist der Höhepunkt meines Lebens! Es ist mir eine Freude und Ehre hier zu sein mit all den tollen Frauen und der nepalesischen Frauenbewegung den Rücken zu stärken nach der Blockade.” (Gisela, 69)