Bethnarin Frauen Union

Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März gratulieren wir den Frauen auf der ganzen Welt, besonders unseren Genossinnen und den anwesenden Frauen im Meeting. Mit Respekt verneigen wir uns vor den Frauen, die ihr Leben im Kampf um die Freiheit der Frau geopfert und das Märtyrertum erreicht haben.

Die Geschichte belegt aktuelle Entwicklungen, worunter die Unterdrückung (der Frau?) in der Menschheitsgeschichte ebenso fällt. Die Geschichte beschreibt, wie die Zivilisation entstanden ist und damit einhergehend die menschliche Lebensweise, gleicherweise wurde die Historie und das Epos des Menschen der Völker geschrieben, die die Zivilisation weiterentwickelt haben. Die Suryoye (Aramäer – Assyrer – Chaldäer) sind eines dieser Völker, die die Zivilisation geformt und entwickelt haben, was durch die Geschichte Akkads belegt ist.

Durch blutige Kriege und diktatorische Politik wurde versucht, die Suryoye aus der Geschichte und vom Aufleben auszulöschen, insbesondere in der bitteren Zeit des Sayfo (zu Deutsch: Schwert) im Jahr 1915 durch das Osmanische Reich. Gemeinsam mit kurdischen Sippen ging das Osmanische Reich vor und so wurden bis zu 500.000 Suryoye auf barbarische Art und Weise ermordet. Die Frau erlitt große Verluste und ein Trauma dadurch, dass Männer und Kinder geschlachtet wurden und sie dies ansehen musste. Hinzu kommt, dass die Frau misshandelt und vergewaltigt wurde. Eine hohe Anzahl an Frauen wurde entführt und gezwungen, ihre Religionszugehörigkeit zu wechseln.

In der jüngeren Vergangenheit wurden Genozide und Unterdrückung unterschiedlicher Art auf das Volk der Suryoye unter anderem in Hakkari, Simele und in der Khabur-Region ausgeübt. Darüber hinaus gab es Anschläge, so auf die Sayidat-al-Nejat Kathedrale in Bagdad im Jahr 2010. Jedes Mal, wenn unser Volk, das Suryoye-Volk, gerade versucht sich zu sammeln und ein Ereignis verkraftet, kommt der nächste schwierige Einschnitt. In all diesen Kriegen und schwierigen Zeit hat die Frau große Verluste erleiden müssen und dennoch hat sie eine starke Persönlichkeit für den Aufbau eines neuen Lebens und die Etablierung eines würdigen Familienlebens gezeigt.

In Mesopotamien, der Wiege der Gesellschaft mit einer reichhaltigen Kultur, hatten die Frauen ihre Rolle in der Gesellschaft als Göttinnen, im Priestertum oder als Königinnen fest verankert.

Durch Malerei und Schriften auf Tontafeln haben die Ureinwohner Mesopotamiens Geschichten, Epen und Beweise über ihre Lebensweise hinterlassen, wie auch über die in Vergessenheit geratenen Göttinnen. Es wird unter anderem über Inanna und Ishtar zur Zeit des Königs Sargon berichtet und wie die Bevölkerung sie anbetete. Die Tocher des Königs Sargon I, Enheduanna, war eine Dichterin und Staatenlenkerin. Sie ist dafür bekannt, als erste Frau in der Geschichte schriftliche Texte zu verfassen und zu schreiben. Dementsprechend war sie in der Lage, ein Konzept für Autobiografien zu entwickeln.

Ennigaldi, die Tochter des Königs Nabonid, war von der Archäologie begeistert und sie zur höchsten Priesterin ernannt. Die Königin Puabi regierte und verwaltete in Ur, sie war nicht verheiratet. Im 18. Jahrhundert vor Christus regierte die Königin Shibtu den Stadtstaat Mari. Kubaba lebte in Karchemisch und war als König und nicht als Königin bekannt. Schamurammat oder auch Shamiram war die regierende Person im assyrischen Reich, nachdem ihr Mann gestorben war, bis anschließend ihr Sohn Adad-nīrārī III alt genug war, um das assyrische Reich persönlich zu regieren.

Die Palastfrau und Königin Naqia, Gemahlin des assyrischen Königs Sanharib und Mutter des späteren Königs Asarhaddon, hatte eine wichtige Rolle in der Justiz und sie verwaltete religiöse Fragestellungen des Königreichs im siebten Jahrhundert vor Christus.

Die Herrscherin Septimia Zenobia, die im Aramäischen auch Bat-Zabbai heißt, hatte ab dem Jahr 267 n.Chr. in Palmyra die Macht inne, da ihr Sohn Vaballathus noch minderjährig war.

Es gilt festzuhalten, dass nicht nur die weisen und reichen Frauen Einfluss hatten, sondern auch die Frauen in ihren jeweiligen Wohnorten sowie die Knechte. Alle spielten eine Rolle für die Entwicklung Mesopotamiens. Belege dafür sind beispielsweise die Tochter von Sargon, Enheduanna, die bedeutsam im Verfassen von Texten war. Naqia war politisch aktiv und beispielsweise Vermittlerin und für den Treueeid verantwortlich. Darüber hinaus haben die Königinnen Shamiram und Zenobia ein bedeutsames Wirken in der Geschichte des Suryoye-Volkes gehabt.

Mit der Gründung der Bethnahrin Frauen Union HNB und der Philisophie des Nationalrates von Bethnahrin MUB mit dem Vorsitzenden Mikhael Naim Hadodo wurde ein neues Kapitel für das Volk und die Frauen der Suryoye eröffnet. In diesem Zusammenhang wurde eine Ordnung geschaffen, in der die Frau durch ihre Kraft und ihren eigenen Willen selbstbestimmt und dadurch gestärkt sein kann. Mit den Entwicklungen, die HNB durchlaufen hat, wurde eine Organisation für die Frauen in Europa, im Irak, in Syrien und im Tur Abdin etabliert. Das Ziel von HNB ist es, dass die Frau Einfluss auf das Geschehen unter dem Suryoye-Volk nehmen und sich selbst unter den anderen Völkern repräsentieren kann. Als Hauptziel hat sich HNB vorgenommen, gegen jegliche Art von nicht zeitgemäßer Repression des Mannes gegenüber der Frau vorzugehen, um die Gleichberechtigung der Geschlechter zu verwirklichen.

HNB hat eine Philosophie und steht für die Freiheit der Frau, insbesondere der Frau des Suryoye-Volkes. Wenn die Frau nicht organisiert und nicht eingebunden wird und nicht selbstbestimmt ist, kann es in der Gesellschaft keine Gleichberechtigung geben. Das gilt für die Frauen in aller Welt. Bis es Unterdrückung an den Frauen auf der Erde gibt, kann die Frau Gleichberechtigung und Demokratie nicht bestätigen und sich dazu bekennen. Die Handlungen und die Tätigkeit von HNB haben einer großen Anzahl an Frauen die Möglichkeit geboten, Aktivitäten im politischen, medialen, organisatorischen und diplomatischen durchzuführen und daran teilzuhaben. Damit trägt die Bethnahrin Frauen Union maßgeblich dazu bei, dass die emanzipiert und in ihrer Bildung weiterentwickelt wird. Die Frauen des Suryoye-Volkes haben die Waffe in die Hand genommen, um sich und ihr Heimatland Mesopotamien zu verteidigen. So ist es dazu gekommen, dass die Frauen der Suryoye in Syrien in den Krieg gegen den terroristischen Islamischen Staat gezogen sind. Durch die Verteidigungskräfte der Frauen von Bethnahrin HSNB wurde eine militärische Kraft auf die Beine gestellt, die an der Front für die Freiheit und für die Verteidigung ihres Volkes und von Syrien mitwirkt. HSNB führte mit der Zeit die Aufgabe der Bewachung und des örtlichen Friedens durch, die ähnlich wie eine Polizei agiert. Durch die Grundsätze, die die Bethnahrin Frauen Union festgeschrieben hat und sich danach orientiert, wurde eine Anzahl an Frauen darauf vorbereitet, einen Dienst in der Selbstverwaltung in Nord-Ost-Syrien anzunehmen. Diese Selbstverwaltung besteht aus den verschiedenen Völkern, die in dieser Region leben.

Seit Jahren begeht die Frau des Suryoye-Volkes den 8. März feierlich und mit verschiedenen Veranstaltungen. Um als Suryoye-Frauen auf die nach wie vor vorhandene Problematik aufmerksam zu machen, emanzipiert und gleichberechtigt zu werden, geben wir dem 8. März eine besondere Wichtigkeit. Wenn wir als Suryoye-Frauen einen Platz in der nationalen Bewegung für die Rechte unseres Suryoye-Volkes einnehmen, dann sind wir in der Lage, eine Gesellschaft voranzubringen, die als modern und demokratisch bezeichnet wird. Nur durch die Anwesenheit und den Widerstand der Frau kann es zu der Gleichberechtigung und Demokratier auf der Welt kommen.

Seit Jahren gibt es speziell für die Frau Aktivitäten im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich und daraus resultieren positive Entwicklungen in der nationalen Bewegung und auf gesellschaftlicher Ebene.

Die momentane Zeit, in der wir leben, ist entscheidend und daher von großer Bedeutung. In unserer Heimat Mesopotamien gibt es große und dynamische Entwicklungen. Auch wir sind davon direkt betroffen, vor allem als Suryoye-Volk, jedoch ist es auch als Suryoye-Frau unsere Aufgabe, dass wir unsere Rolle verwirklichen. Es ist notwendig, dass wir uns in Bildung und Organisation stärken und weiterentwickeln, um eine moderne und weise Gesellschaft etablieren zu können. Zu diesem Zweck wurden Lerncamps für Frauen und Kinder gemacht und Vorträge in verschiedenen Ländern gehalten. Als Bethnahrin Frauen Union HNB haben wir an Tagungen und Seminaren teilgenommen, Verbindungen zu europäischen Frauenorganisationen geknüpft und darüber hinaus konnten wir unter den Suryoye-Frauen wachsen und an Zuspruch gewinnen.

Als HNB verurteilen wir jede Art von Krieg, die an Völkern oder der Menschheit ausgeübt werden!

Tod jeder Art von Rückständigkeit und der diktatorischen Denkweise!

Wir sagen: Organisierte Frau, freies Volk!

Leben und Freiheit für die Frau!

Lang lebe die Freundschaft der Frauen auf der Welt!

Lang lebe HNB!

11.08.2023

Beitrag zum Internationalen Frauentag der Bethnarin Frauen Union