Korrespondenz einer Teilnehmerin der Weltfrauenkonferenz in Tunis
Wir waren 5 Frauen. Zwei aus Tunis und zwei aus Deutschland und eine aus den Niederlanden. Die Organisatorin aus Tunis fuhr mit uns zu den Obstplantagen rund um Tunis. Auf dem Weg dorthin bekamen wir ihre Gastfreundschaft zu spüren und wurden mit Erfrischungsgetränken versorgt – bei ca. 38 Grad. Die Abkühlung tat gut. Nachdem wir die Information erhalten hatten, wo sich die Obstpflückerinnen anzutreffen sind, fuhren wir los. Die erste Begegnung hatten wir mit einer der ältesten Pflückerinnen. Sie begrüßte uns herzlich, zeigte uns die Weinreben und berichtete uns, dass sie schon in Deutschland gelebt hat. Die zweite und dritte Station war auf der Strecke. Hier hielten wir die auf den LKW’s und Pick Up’s stehenden Pflückerinnen an. Offen und freundlich begrüßten uns die überwiegend jungen Landfrauen. Wir luden sie herzlich zur Teilnahme an der Demonstration sowie der Konferenz der Weltfrauen der Basisfrauen ein. Als Dankeschön beschenkten sie uns mit Pfirsichen. An einer weiteren Station trafen wir auf die Weinpflückerinnen. Sie hatten gerade Feierabend gemacht und warteten auf ihren Rücktransport nach Hause. Die jüngste der Weinpflückerinnen war 14 Jahre alt. Eine sehr offene, herzliche und kämpferische Pflückerin zeigte worauf sie bei ihrer harten Arbeit drauf achten müssen. Wir erfuhren, dass sie für 7 Std. harte Arbeit unter starker Sonneneinstrahlung 21 Tunesische Dinar erhalten (7 Euro am Tag oder 1 Euro pro Std.). Für 9 Std. erhalten sie 25 Tunesische Dinar. Ihre herzliche, verschmitzte, kämpferische Art berührte uns und gleichzeitig kam in uns Wut über die empörend ausbeuterische Bezahlung für diese harte Arbeit auf.
Sie berichtet, dass die Weintraube so geschnitten werden muss, und zeigt es uns ganz praktisch an einer Traube, die sie uns schenkte. Kein Makel, keine unreife Traube darf am Stängel dran bleiben. Sie müssen „mit dem Auge essbar sein“, das ist das Arbeitsmotto. Sonst wird es nicht abgenommen. Wir haben großen Respekt vor diesen Pflückerinnen. Vielleicht kommen einzelne zur Demo oder der Konferenz. Die die nicht kommen können, müssen ihre Kinder zu Hause versorgen.
Wir sollten hier Forderungen aufstellen als Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen, dass die Lebensmittelmonopole die Obstpflückerinnen weltweit entsprechend entlohnen werden und Kinderarbeit verboten wird. Für ein würdiges und selbstständiges Leben!